Wenn Kinder zweisprachig aufwachsen – Erfahrung, Vor- und Nachteile einer bilingualen Kindheit

“Hola”, “Bonjour”, “Merhaba” – Kinder saugen Fremdworte wie ein Schwamm auf – das ist klar – manche aber, können gleich mehrere Sprachen fließend sprechen. Doch ab wann ist Bilingualität zu viel und welche Vorteile bietet dieses außergewöhnliche Talent Ihrern Lieblingen?

Warum Mehrsprachigkeit?

Verschiedene Sprachen | © panthermedia.net /denisismagilov
Verschiedene Sprachen | © panthermedia.net /denisismagilov

Bilingualität oder Multilingualität (das Sprechen oder Verstehen diverser Sprachen) ist heutzutage ein absolutes Muss, egal ob im Berufsleben oder im Alltag. Die Welt steht einem Globalisierungsprozess entgegen, dem es mit interkulturellen Kompetenzen und Mehrsprachigkeit zu begegnen gilt. Selbst Kinder lernen nun schon in frühen Jahren eine Zweitsprache – entweder durch einen Elternteil oder durch Kindersprachunterricht.

Mehrsprachig aufzuwachsen, bietet sicherlich einige Vorteile, die vor allem der Zukunft des Sprösslings zu Gute kommen, dennoch muss auch beachtet werden, dass für manche Kinder eine Zweitsprache hinderlich für die Entwicklung sein kann. Wie sollten Eltern nun die Sprachkompetenz nachhaltig fördern, ohne das Kind bilingual zu überfordern?

Wie Mehrsprachigkeit fördern?

Sprachen lernen | © panthermedia.net /Faithie
Sprachen lernen | © panthermedia.net /Faithie

Laut Experten gilt: Pro Sprache ein Elternteil, oder eine fixe Bezugsperson. Dies ist natürlich gerade im Alltag schwer, aber umso wichtiger einzuhalten. Wieso? Kinder erlernen so sich auf eine Sprache für eine gewisse Alltagssituation zu konzentrieren und machen im Sprachgebrauch so auch weniger Fehler. Gleichzeitig machen sich Elternteile auch mehr Gedanken über ihr eigenes Sprachverhalten und finden auch einen praktikableren Umgang.

Wann, wie viel?

Bibliothek | © panthermedia.net /ArturVerkhovetskiy
Bibliothek | © panthermedia.net /ArturVerkhovetskiy

Früheste Annahmen zum Erlernen einer Zweitsprache im Kindesalter verlautbarten, dass das kindliche Gehirn überfordert würde und auch zu Schizophrenie führe – diese Annahmen konnten aber nie bestätigt werden. Vielmehr sei es laut aktuellen Ergebnissen so, dass Kinder, die mehrsprachig aufwachsen ein stärkeres und ausgeprägteres Sprachbewusstsein haben, sowie auch ein besseres Gehör aufweisen. Britische Studien konnten jedoch auch feststellen, dass Kleinkinder, die bilingual aufwachsen eher zum Stottern in beiden Sprachen neigen, als jene, die nur eine Sprache sprechen.

Wie immer gilt jedoch zu beachten, die jungen Sprösslinge beim Erlernen der Zweitsprache nicht zu überfordern. Ebenfalls sollte daran gedacht werden, was das Ziel des Lernprozesses ist. Soll das Kind fließend sprechen, oder soll es lediglich spielerisch Fremdworte kennen lernen?

Welche Vorteile bietet Mehrsprachigkeit?

Forscher des medizinischen Zentrums der Universität Georgetown konnten feststellen, dass der Umfang der grauen Hirnsubstanz von Zweisprachlern größer ist, als der, der Einsprachlern. Vor allem im Frontal- und Parietallappenbereich sei sie stärker vertreten. Diese Gehirnzonen sind für sogenannte exekutive Funktionen im Körper verantwortlich – mit diesen Funktionen ist gemeint, wie stark die Aufmerksamkeitsspanne bei Kindern ausgeprägt ist, oder auch wie gut deren Kurzzeitgedächtnis funktioniert.

Ein weiteres interessantes Detail ist, dass Mehrsprachigkeit auch ein gutes Mittel gegen Alzheimer ist. Personen, die mit Alzheimer diagnostiziert wurden, erkrankten an den Symptome erst fünf Jahre später. Zusätzlich waren diese auch weniger krebsanfällig. Aktuell, verlautbarten einige Studien ebenfalls, dass Zweisprachigkeit das Erlernen einer Drittsprache vereinfacht. Einerseits hilft das bereits-vorhandene Sprachgefühl beim Lernprozess und andererseits sind bilinguale Kinder offener gegenüber anderen Sprachen.

Abgesehen von den bereits erwähnten Pluspunkten, geben weitere Studien an, dass Bilingualität, auch das Überzeugungsvermögen oder die Einstellungen von Kindern positiv verändern kann. Kinder mit zweisprachigen Umfeld glauben eher daran, dass das Erlernte mehr als das Angeborene Personen zu dem macht, was sie sind. Die Kinder wiesen also weniger essentialistische Einstellung auf, als jene, die nur eine Sprache erlernt hatten. Dies ist essentiell in Bezug darauf, wie heranwachsende junge Menschen ihre Einstellungen bilden und wie stark sie an zukünftige Klischees oder Stereotype glauben – was auch eng mit Akzeptanzhaltungen verbunden ist.

Fazit zum mehrsprachigen Aufwachsen

Aufwachsen | © panthermedia.net /olly18
Aufwachsen | © panthermedia.net /olly18

Ermutigen Sie Ihr Kind nun, neue Sprachen zu lernen, ohne diese dabei aber unter Druck zu setzen. Am besten Sie loben Ihren Liebling immer beim Verwenden einer anderen Sprache und sagen dies auch deutlich mit: “Schatz, toll, dass du dich so ausdrückst.” Wie bereits erwähnt, ist auch Konsistenz ein wichtiger Bestandteil beim alltäglichen Sprachgebrauch. Zuletzt gilt es auch noch darauf Acht zu geben, Sprachen konstant zu üben – optimaler Weise spielerisch, beispielsweise durch Bücher, Filme oder soziale Medien.

In diesem Sinne wünschen wir viel Spaß beim Praktizieren der Zweitsprache zusammen mit Ihrem kleinen Liebling!