Familienzuwachs im Doppelpack: Wie man den Alltag mit Zwillingen meistert

Zwillinge bedeuten doppeltes Glück – aber oftmals auch doppelten Stress. Gerade ist das eine Baby eingeschlafen, schon wird das andere wach und weckt mit seinem Geschrei auch gleich wieder sein Geschwisterchen auf. Windeln wollen nahezu im Minutentakt gewechselt werden und Hunger nach Muttermilch haben die Kleinen auch ständig.

Unumstritten ist nach der Geburt eines Kindes nichts wie vorher – und nach der Geburt eines Zwillingspärchens sowieso nicht. Kurz gesagt: Jegliche Arbeiten, die bereits bei einem Kind an den Nerven zerren, kommen nach einer Zwillingsgeburt in doppelter Last auf die Eltern zu. Gar nicht so einfach also, da als Elternteil alles richtig zu machen sowie Ruhe und Kraft zu bewahren. Wir erklären euch im Folgenden, worauf ihr im Alltag mit Zwillingen besonders achten müsst und wie ihr Fehler in der Erziehung vermeidet.

Tipp 1: Nicht die Hoffnung aufgeben

Auch wenn man sich noch so sehr auf die Zeit als frischgebackene Mutter oder frischgebackener Vater vorbereitet hat, ist in den ersten Wochen und Monaten doch so einiges ungewohnt. Chronischer Schlafmangel und allerhand Stress sind dabei inklusive. Aber keine Sorge: Das wird mit voranschreitendem Alter der Kinder besser. Also nicht die Hoffnung aufgeben! Jede Mühe zahlt sich spätestens dann aus, wenn man seine beiden Kids dabei beobachten darf, wie sie zusammen herumalbern und kichern. Solche Momente machen alle negativen Situationen wieder wett.

Wichtig ist außerdem, dass ihr in stressigen Situationen gelassen bleibt! Wer immer alles perfekt machen möchte, wird schnell verzweifeln, denn mit zwei kleinen Knirpsen sind Probleme nun mal vorprogrammiert. Wenn man den einen tröstet, fängt der andere an zu weinen – das ist manchmal unvermeidlich und macht euch keinesfalls zu schlechten Eltern. Also habt kein schlechtes Gewissen, wenn ihr euch nicht zur gleichen Zeit um beide Kinder gleich intensiv kümmern könnt! Solange das Zwillingspaar ausgeglichen behandelt wird und nicht immer nur ein Kind bevorzugt wird, ist das gar kein Problem. Ganz im Gegenteil: Zwillinge profitieren davon, nicht immer an erster Stelle zu stehen. Sie lernen auf diese Weise, zu warten und schneller selbstständig zu werden. Tauscht Perfektion also gegen Gelassenheit aus und nehmt die Lage so, wie sie kommt. Mit dieser Einstellung werdet ihr schnell entspannter werden.

Tipp 2: Hilfe zulassen

Draußen im Garten | © panthermedia.net /alenkasm
Draußen im Garten | © panthermedia.net /alenkasm

Damit ihr unter der neuen Situation nicht zusammenbrecht, ist eines wichtig: Lasst Hilfe zu! Alleine ist es schwierig, alle anfallenden Aufgaben unter einen Hut zu bekommen. Hilfe von Freunden, Verwandten oder den Großeltern der Zwillinge wirkt da wahre Wunder. Letztere passen mit Sicherheit gerne mal ein paar Stunden auf ihre Enkel auf oder kochen für die Erwachsenen einen leckeren Schweinebraten und nehmen euch auf diese Weise schon einiges an Arbeit ab. Es ist zudem nicht selten, dass die Mutter auch nach der Geburt noch von ihrer Hebamme unterstützt und beispielsweise regelmäßig von ihr Zuhause besucht wird – in vielen Fällen übernimmt sogar die Krankenkasse die Bezahlung. Wer dieses Angebot annehmen will, sollte sich bereits vor dem Geburtstermin darum kümmern, alle Fragen und Konditionen rechtzeitig zu klären.

Trotz aller Unterstützung gibt es immer wieder Momente, in denen man sich alleine gelassen und überfordert fühlt. Gerade dann ist es wichtig, dass beide Elternteile miteinander und nicht gegeneinander arbeiten. Der Vater der Kinder sollte seine Frau bestmöglich zur Seite stehen und in den ersten Wochen und Monaten seine Berufstätigkeit pausieren lassen – sofern möglich. Ein Gespräch mit anderen Zwillingseltern, beispielsweise online über ein Internet-Forum, hilft außerdem, Alltagssituationen besser zu meistern. Dort kann man gemeinsam Anekdoten, Tipps und Geschichten zum Schmunzeln austauschen und davon profitieren. Welcher Kinderwagen eignet sich am besten? Wo findet man gute Angebote im Doppelpack? Was gibt es für Tricks, die einen ruhigeren Schlaf fördern?

Tipp 3: Auszeiten gönnen

Niemand kann 24/7 auf Hochtouren laufen – auch nicht die beste Mutter. Irgendwann ist eine Pause nun mal unvermeidlich. Zurücklehnen, ein Buch lesen, eine Runde dösen, ein heißes Bad nehmen – alle diese Dinge dürfen nicht zu kurz kommen und sorgen dafür, dass man nachher gestärkt weitermachen kann. Gönnt euch also kleine Auszeiten vom Alltagsstress und lasst es euch hin und wieder gut gehen. Das ist Balsam für die Seele!

Auch die Zeit zu zweit mit dem Partner muss weiterhin gepflegt werden. Wenn der Nachwuchs erstmal da ist, passiert es nicht selten, dass für Zärtlichkeiten und Co. wenig Zeit bleibt. Das ist verständlich und sollte bereits im Voraus klar sein. Damit die Partnerschaft jedoch auf Dauer nicht darunter leidet, die Kinder auch mal an helfende Hände übergeben und einen Abend zu zweit genießen! Bei einem Abendessen in einem schicken Restaurant oder einer gemütlichen Fernsehrunde auf dem heimischen Sofa plus gegenseitiger Fußmassage können beide ausspannen und kümmern sich gleichzeitig um ein Aufrechterhalten ihrer Beziehung.

Tipp 4: Individuelle Interessen stärken

Eineiige Zwillinge | © panthermedia.net /vkraskouski
Eineiige Zwillinge | © panthermedia.net /vkraskouski

Bereits nach der Geburt von Zwillingen ist es wichtig, beide Kinder als Individuen zu sehen. Gerade eineiige Zwillinge weisen bekanntermaßen nicht nur charakterliche, sondern auch äußerliche Gemeinsamkeiten auf, weshalb es in dem Fall besonders schwer fällt, beide auseinanderzuhalten. Damit man nicht den Überblick verliert, welches Kind zu welcher Zeit gestillt wurde etc., kann es hilfreich sein, für jedes Kind ein Heft mit den jeweiligen Entwicklungsfortschritten anzulegen. Hier können auch etwaige Krankheiten oder ähnliche Dinge eingetragen werden.

Mit voranschreitendem Alter wird es einfacher werden, das Zwillingspaar voneinander zu unterscheiden, denn nun entwickelt jeder seine eigene Persönlichkeit und äußert eigene Wünsche. Spätestens ab diesem Entwicklungsschritt ist es unbedingt vonnöten, die Zwillinge nicht in einen Topf zu werfen, sondern sie einzeln anzusprechen und die Pluralform zu vermeiden. Die individuellen Interessen und Talente der Geschwisterkinder sollten auf ihre eigene Weise gefördert werden – flexibel, fair und ohne einheitliche Lehrsätze. Dabei heißt es: Keine Vergleiche ziehen!

Tipp 5: Nähe und Distanz verbinden

Gerade bei Zwillingspärchen, die Tag für Tag aufeinander hocken und sich nicht voneinander trennen wollen, ist es schwierig, die richtige Mischung aus Nähe und Distanz zu finden. Einerseits profitieren die Kinder davon, dass sie immer jemanden zur Seite haben, dem sie vertrauen und mit dem sie spielen können. Andererseits ist es für sie auch wichtig, einen eigenen Freundeskreis aufzubauen und ohne die Hilfe der Schwester oder des Bruders Kontakte zu knüpfen. Ansonsten können sich in der Zukunft Probleme entwickeln. Empfiehlt es sich also, die Kinder im gleichen Raum schlafen zu lassen? Sollten sie die gleiche Kindergartengruppe besuchen? Und wie sieht es mit der gleichen Schulklasse aus? Diese Entscheidungen sollten von den Eltern eigens getroffen werden, denn es gibt dafür keine grundlegende, allgemeingültige Antwort.

Allerdings können gelegentliche separate Taten dabei helfen, die Privatsphäre der Kinder zu wahren und eine unabhängige Persönlichkeit aufzubauen – zum Beispiel ein eigenes Hobby oder ein Spaziergang, den man nur mit der Mutter und ohne sein Geschwisterkind erledigt. Auf diese Weise werden die Kinder merken, wie schön es sein kann, wenn sie mal etwas alleine erleben. Und gleichzeitig freuen sie sich, wenn sie dann anschließend wieder gemeinsam Zeit verbringen.