Mütter vorgestellt: Mara Solanum

Heute haben wir Mara
zu Gast! Mara ist dreifache Mutter und berichtet in ihrem Blog Das zweite Kind sind Zwillinge
vom Glück als Mutter von drei Jungs aber auch vom Krisenmanagement, das so eine
Rasselbande mit sich bringt. Ihre humorvolle und ehrliche Art zu schreiben ist
immer wieder erfrischend, z.b. wenn es beim Zähneputzen hoch her geht oder wenn
sie sich über das fehlende Schamgefühl von Kindergartenmuddis wundert. 


 

Mein Leben verlief in der Vor-Kind-Phase ruhiger. Seeehr viel ruhiger. Ich
hatte mich unglaublich nach Kindern gesehnt und alle Mütter entsetzlich
beneidet und fand es übrigens ganz schrecklich, wenn sie sich über ihr Leben
oder ihre Kinder beklagt haben, ui, da war ich auch peinlich selbstgerecht.
Vielleicht war es dann gerade diese Kombination aus jahrelang gehegtem
Kinderwunsch und katastrophalem Aufprall in der Wirklichkeit, dass infolge der
für mich traumatischen Umstände der Geburt eine fette Depression in mein Leben
einzog.

Als sich zwei Jahre später die Zwillinge ankündigten – kaum, dass es mir
wieder besser ging übrigens – , da habe ich mich gefreut wie ein
Honigkuchenpferd und wollte alles besser machen. Die Schwangerschaft war echt
anstrengend, weil ja noch ein munterer Zweijähriger um mich herumtobte und ich
mich kaum ausruhen konnte und dann waren auch noch die Zwillinge zehn Wochen zu
früh dran und mussten auch genauso lange im Krankenhaus bleiben. Und dieser
ganze Spagat zwischen Krankenhaus und Weiterfunktionieren zu Hause hat eine
weitere Depression ausgelöst. Wobei man aber sagen muss, dass Depressionen
sozusagen meine Achillesferse sind.

Inzwischen sind die Kinder schon fünf bzw. drei Jahre alt und jeden Monat
wird es etwas einfacher und ich habe mehr Kapazität für Genießen und Liebhaben
und wieder Frausein, und seitdem sie alle im Kindergarten sind, ist sowieso ein
Riesenschritt geschafft. Den Vormittag brauche ich ganz dringend, um Dinge für
mich zu machen, mein Studium zu beenden zum Beispiel. Und wenn ich den
Vormittag selbst gestalten kann, dann freue ich mich auf den Nachmittag und bin
für die Kinder da.
Morgens stehe ich möglichst vor allen auf, um in Ruhe meinen ersten Kaffee
zu genießen, in anderen Blogs zu stöbern und Emails zu checken. Das entspannt
mich kolossal. Wenn die Kinder wach werden, schleusen Elisabeth und ich die
Drei durch die Morgenroutine und anschließend bringe ich sie in den
Kindergarten, was gut und gerne auch ein Stündchen dauert, da alle in
verschiedenen Gruppen sind, ich noch die Windel- und Wäschevorräte checke, mit den
Erzieherinnen rede und auch andere Mütter treffe. Elisabeth ist unser Ex-Au
Pair Mädchen, das mir – Gott sei Dank – immer noch morgens während der Rush
Hour zur Seite steht.
An den Nachmittagen und Wochenenden bin ich am liebsten draußen mit den
Kindern. Meist sind wir auf naturnahen Spielplätzen oder im Park unterwegs,
manchmal hängen wir auf unserem kleinen Hof ab, wo die Kinder mit Wasser,
Stöcken und im Spielehäuschen spielen. Neuerdings pflege ich auch einen kleinen
Garten, den ich gerade zum „Kindergarten“ umbaue, da kommen Riechpflanzen und
Schmetterlingsblumen hinein und Pflanzen, von denen man dann direkt naschen
kann, Erbsen beispielsweise.
Auf eines könnte ich im Mutterjob ganz klar verzichten: Den Schlafmangel.
Ich will einfach nur durchschlafen. Gib mir genug Schlaf und das Leben ist
schön. Ich hoffe, das mit diesen nächtlichen Aktionen hört bald mal auf,
gäääähn.
Und wenn ich dann mal kinderfrei habe, schreibe ich gerne Geschichten oder
male, während ich Krimis höre. Auch Aquajogging und Pilates gehört zum
Entspannungsprogramm. Und ab und an schaffe ich es sogar, einen Blick in eine
Tageszeitung zu werfen.
Und Entspannung brauche ich auch, denn Muttersein finde ich enorm
anstrengend. Und diese emotionalen Achterbahnfahrten. Und ich war und bin
geschockt, welche Aggressionen in mir hausen. Und umgekehrt auch, wie toll man
das eigene Kind findet. Ich weiß noch, wie ich bei Baby Eins davon überzeugt
war, dass alle Menschen auf der Welt gerade dieses Kind am süßesten finden
müssen.
Vor dem Muttersein hatte ich wohl ehrlich gesagt, sehr romantische und
überhöhte Vorstellungen vom Kinderhaben, zum Beispiel habe ich gedacht, dass
alle Kinder mich immer wahnsinnig lieb haben und auch immer tun, was ich ihnen
sage. Das erste stimmt meistens, beim zweiten habe ich mich irgendwie geirrt.
Das Mutterideal (wissen alles, sind immer geduldig und sehen aus wie aus dem Ei
gepellt) wird auch stark genährt von Werbung und Medien, zum Beispiel wird die
Schwangerschaft manchmal als die schönste Zeit im Leben beschrieben. Mir war
vor allem eins: übel.
Die andere Seite der Medaille ist dieses total geniale Herdengefühl. Wir
gehören zusammen und fühlen uns sehr verbunden, Familienliebe. Schwierig finde
ich allerdings, dass meine Kinder permanent über meine Grenzen trampeln, obwohl
ich weiß, dass das ganz normal ist in diesem Alter.
Als ich mit den Zwillingen schwanger war, habe ich jede Zwillingsmutter,
der ich begegnet bin, gefragt, ob es schön ist mit den Zwillingen und was sie
mir raten, wenn die Babys geboren sind. Eine Mutter sagte: „Nach einem Jahr
wurde es schön. Und: Nimm jede Hilfe an, die du bekommen kannst!“ Das habe ich
auch gemacht.
Und eine sagte den Satz: „Man kann nur geben, was man hat.“ Den fand ich
unheimlich entlastend.
Diese Ratschläge kann ich nur gerne weitergeben: Sucht euch Pausen und
Räume für euch. Dann macht auch das Muttersein Spaß. Mütter sollten keine
Märtyrerinnen sein. Das tut keinem gut.
Vielen Dank, Mara, für die schönen und so wahren
Worte. 🙂 Mehr von
Mara gibt’s hier.