“Mama, Mama, rate mal, wer heute bei uns in der Schule war. Einer der berühmtesten Sänger der Welt”.
Es wird ja wohl kaum Dave Gahan von Depeche Mode sein, denke ich, muß aber zugeben, die Vorstellung, ein Selfie von ihm und mir plus Autogramm wäre schon cool (und was käme ich mir jung vor 😉
“Mama, es war Jonathan Emile. Er hat mit uns gesungen. Wir durften ihm Wörter zurufen und dann hat er sofort ein Lied daraus gemacht. Und er hat Autogramme gegeben. Und ich hab High Five mit ihm gemacht!”
“Ähhhh ja, super, klasse. Hatte er denn seine Gitarre dabei?”
“Mann Mama, solche Musik macht der doch nicht!”
Ich hab nicht die geringste Ahnung, von wem Sophie redet. Vorgeführt von einer Siebenjährigen.
Ich mache noch ein wenig Smalltalk und erfahre, daß die Schwester von Sophies Lehrerin in dessen Familie eingeheiratet hat (oder irgendetwas in der Art. Ich hab schon nicht mehr richtig zugehört beim Nachgrübeln, ob ich den Namen nicht doch schon einmal gehört haben könnte).
Und plötzlich fühle ich mich alt. Kann ich noch mithalten bei der Entwicklung der Musik, Technik, Medien etc? Weiß ich in zehn oder zwanzig Jahren noch, wovon meine Kinder überhaupt reden oder ernte ich dann mitleidige Blicke?
Ich beschließe, diese Gedanken wieder wegzuschieben und setze mich an den Computer. Eine Suchmaschinenanfrage später weiß ich Bescheid. Jonathan Emile ist also ein Rapper. Ich öffne Youtube und spiele Sophie einen Song vor. Bewundernde Blicke einer Siebenjährigen. Was fühle ich mich jung und modern 😉